Unverhofft kommt oft. Eigentlich hatten mein Freund und ich geplant, das letzte Augustwochenende anders zu verbringen. Wir wollten ins Burgenland fahren. Für dieses gemeinsame Wochenende haben wir uns beide extra freigenommen. Es kam, wie es kommen musste. Unsere Pläne wurden gecancelt und so standen wir da. Beide mit freien Tagen, die wir gerne gemeinsam nutzen wollten, um irgendwo hinzufahren, aber keine Zieldestination. Ein Alternativplan musste her.
Da wir nach unserem Triestaufenthalt noch einmal nach Italien wollten, es sich bis dato aber nie ergab, fiel die Wahl schnell auf diese Destination. Ich wollte unbedingt einen Teil von Italien sehen, an dem ich noch nie zuvor war: die Toskana. Okay, eigentlich wollte ich unbedingt nach Livorno, da ich von dem Spiagge Bianche gehört habe. Ich hatte diese Destination einst bei einer Influencerin gesehen und war verzaubert von dem weißen Strand. Besser könnte es doch gar nicht gehen, oder? Ein Strand mit karibischen Flair – und er ist auch noch mit dem Auto von Graz aus erreichbar. Letztendlich war der Spiagge Bianche jedoch eine richtige Enttäuschung. Warum, weshalb, wieso erkläre ich im Laufe dieses Beitrages.
Dafür war die Toskana eine wahre Wucht und hat mehr geliefert, als ich erwartet habe. Tja, manchmal sollte man Erwartungen vielleicht doch niedrig schrauben. Die Toskana hat uns das auf jeden Fall bewiesen. Es war eine Reise mit viel Vino, La Dolce Vita und italienischem Flair.
Von Florenz nach Livorno
Am Donnerstag fuhren wir am Nachmittag von Graz nach Florenz – unser erster Stopp. Allerdings verbrachten wir nur die Nacht dort, da die Strecke nach Livorno an diesem Tag doch zu weit gewesen wäre. Mein Freund hatte am Tag davor nämlich Nachtdienst und war dementsprechend geschlaucht. Viel gesehen haben wir von Florenz allerdings nicht, da wir wirklich nur über Nacht dort waren.
Am nächsten Tag ging es mit dem Cabrio nach Livorno. Eigentlich benötigt man für die Strecke von Florenz nach Livorno ca. 2,5 Stunden. Bei uns wurde es ein bisschen länger, da wir uns bewusst gegen die Autostrada entschieden und lieber einen Panoramaweg fahren wollten. Wir hatten diese kleine Reise in die Toskana nämlich auch als Mini Roadtrip eingeplant und so wollten wir während der Fahrt auch etwas von der Landschaft sehen, anstelle der trostlosen Autostrada. Darüber hinaus sind diese Wege gebührenfrei, was man von der Autostrada leider nicht behaupten kann.
Le Spiagge Bianche
Le Spiagge Bianche, oder der weiße Strand, stand schon seit zwei Jahren auf meiner Bucket List. Dort habe ich ihn zum ersten Mal in einer Instagram Story einer Influencerin gesehen. Ich war sofort fasziniert, vor allem weil er leicht erreichbar zu sein schien. Zwei Jahre später hat es nun geklappt und was soll ich sagen? Mir ist es wichtig, ehrlich zu euch zu sein und ich würde euch nicht empfehlen, ihn zu besuchen. Nicht weil er grenzenlos überfüllt ist, sondern aus anderen Gründen. Bei mir war es ein klassischer Fall von: „Habe ich auf Instagram gesehen, sieht genial aus, ich muss hin.“ Dementsprechend habe ich mich nicht über den Strand informiert und mir lediglich die Route aus dem Internet gezogen. Sämtliche Informationen sind untergegangen. Als wir dort waren, sah es auf den ersten Blick natürlich genauso atemberaubend aus, wie auf den Bildern. Darum haben wir die Gelegenheit genutzt und zuvor selbst Bilder gemacht. Dass wir jedoch vor einer massiven Umweltsünde standen, wurde uns erst später bewusst.
Das Wasser war zwar wunderschön, sah beim näheren Hinsehen aber irgendwie nach gebleichten Wasser aus. Wir googelten und erfuhren letztendlich, WARUM der Strand so weiß war. In unmittelbarer Nähe befindet sich eine Industrie, welche Bikarbonat (Soda) herstellt. Die Abwässer dieser Firma fließen in die Kanäle und sind dementsprechend verantwortlich für „den karibischen Flair“ des Strandes. Letztendlich haben wir uns dann einen natürlicheren Strand gesucht, bei dem das Wasser nicht gebleicht war. Unsere Gesundheit war uns dann doch wichtiger.
Unser Aufenthalt in Livorno
Ansonsten ist Livorno wirklich ein malerisches Städtchen mit netten Lokalen direkt am Strand. Gegessen haben wir im „Il Cardellino“ mit einem atemberaubenden Ausblick über das Meer in Livorno. Kleiner Tipp: ich würde euch unbedingt empfehlen, vorab zu reservieren – egal, wo ihr in Livorno essen gehen möchtet. Wir hatten richtige Schwierigkeiten, noch einen freien Platz zu finden, hatten dann mit dem Lokal aber wirkliches Glück. Im Untergeschoss befindet sich das Restaurant, im Obergeschoss eine nette Bar, wo man ebenfalls Kleinigkeiten zu essen bekommt. Vom Preis her ist es natürlich etwas gehobener, aber das Essen war wirklich gut.
Übrigens: wenn ich am Meer urlaube, dann ist es die Zeit, wo ich meinen veganen Lebensstil komplett über den Haufen schmeiße und auch mal Fisch und Milchprodukte esse.
Geschlafen haben wir im „Il Leopoldino“ – einem Hotel in unmittelbarer Nähe zum Meer. Für eine Nacht total in Ordnung, allerdings war das Frühstück dort nichts besonderes. Wegen der Coronabestimmungen wird hier – wie eigentlich überall momentan – das Essen serviert. Allerdings kann man sich nur vier Sachen aussuchen, die allesamt Miniportionen waren. Wurde ich satt? Nope!
Buongiorno, Siena!
Da der Wettergott nicht gerade auf unserer Seite war, suchten wir ständig nach Destinationen in der Toskana, die nicht vom Regen heimgesucht waren. Am nächsten Tag hätte es in Livorno regnen sollen, darum wollten wir nicht bleiben. Es traf sich das ohnehin ganz gut, da wir spontan entschiedenen, mehrere toskanische Städte zu besuchen. Siena wurde uns dabei nicht nur empfohlen, es war auch die einzige Stadt, in der es nicht regnen sollte.
Eigentlich benötigt man von Livorno nur knapp 2,5 Stunden nach Siena. Wir entschieden uns natürlich wieder für einen Umweg, um etwas von der Landschaft zu sehen. Darüber hinaus machten wir während der Fahrt einige Stops. Auch wenn die Fahrt wirklich fast den ganzen Tag in Anspruch genommen hat, es wurde nie langweilig. Einerseits weil es einfach wunderschön war, die landschaftliche Schönheit der Toskana mit eigenen Augen zu sehen, andererseits auch wegen den Stops. Wir hielten an einem kleinen Café mitten im Nirgendwo, machten Bilder inmitten unzähliger Olivenbäume und auch das Restaurant, in welchem wir zu Mittag gegessen haben, war quasi im Outback. Es ärgert mich ein bisschen, dass ich mir den Namen nicht gemerkt habe, denn dort habe ich die wohl besten Spaghetti meines Lebens gegessen.
Castel di Pugna
Eine Nacht auf einem Weingut in der Toskana
Erst während der Fahrt nach Siena kümmerten wir uns um die Unterkunft. Wir wollten unsere Toskana-Reise nicht ohne Aufenthalt auf einem Weingut abschließen. An diesem Tag war das Glück auf unserer Seite. Ich entdeckte durch Zufall das Castel di Pugna, welches auf einem Hügel im Herzen Sienas liegt. Weil es online ein bisschen mühsam war, zu buchen, rief ich einfach an.
Eigentlich wäre das Weingut ausgebucht gewesen, doch es gab eine kurzfristige Stornierung und somit bekamen wir ein wunderschönes Zimmer zu einem wirklich günstigen Preis. Wobei Zimmer in der Hinsicht auch eine kleine Untertreibung ist. Unsere Unterkunft war mit einer kleinen Wohnung gleichzusetzen.
Außerdem werden auf dem Castel di Pugna Weinverkostungen angeboten (was bei einem Weingut natürlich Sinn macht). Darum entschieden wir uns nach einem kurzen Abstecher in die Altstadt Sienas (ich wollte unbedingt ein Eis haben), dass wir die Weintour mitmachen. Zuerst erfuhren wir mehr über die Geschichte des Weingutes, welches eines der ältesten Gebäude Sienas ist. Darüber hinaus wurden wir über die Weinfelder geführt, bis hin zur Kelterei und dem Weinkeller. Auf dem Weingut wird ausschließlich die Chianti Traube angebaut und gekeltert. Gelagert wird der Wein in Eichenholzfässer. Im Weinkeller befindet sich übrigens auch ein 60-jähriger Wein, welcher pro Flasche ca. 200 Euro kostet. Kein Schnäppchen somit :).
Nach der Tour gab es noch eine Weinverkostung mit zwei verschiedenen Chiantiweinen. Wir bezahlten für die Weinverkostung insgesamt 20 Euro (10 pro Person).
Am Abend gab es noch ein Barbecue. Ich muss ehrlich sagen, so schön das Areal auch ist und so toll unsere Unterkunft war, das Barbecue war nicht so besonders gut. Die Vorspeise (Zucchini Flan für mich, Antipasti für meinen Freund) konnte noch überzeugen. Die Tagliatelle als ersten Gang war auch noch okay und das Dessert war auch ganz gut, doch die Hauptspeise ließ zu Wünschen übrig.
Was jedoch voll und ganz überzeugen konnte, war das Frühstück. Wir durften aus einer Liste alles auswählen, was wir wollten. Das Frühstück wurde uns an den Tisch gebracht und war einfach unfassbar gut. Das hat das Barbecue am Vorabend wieder wett gemacht. Außerdem war der Staff unglaublich freundlich und bemüht, insbesondere der Kellner beim Frühstück.
Wiederholungsbedarf? Definitiv!
Ob ich wieder in die Toskana reisen würde? Definitiv! Schließlich haben wir bei weitem nicht alles gesehen. Nicht jede Stadt wurde von uns besucht, nicht jede toskanische Spezialität probiert, wir haben vergessen, Wein einzukaufen und auch den Tourismushotspot Pisa mitsamt seinem schiefen Turm haben wir nicht gesehen. Darum herrscht definitiv Wiederholungsbedarf. Dass es sich lohnen wird, hat diese Reise mehr als gezeigt.